Welche Stromzähler sind für Balkonkraftwerke erlaubt?
Direkt die gute Antwort vorweg:
Für die Nutzung des richtigen Stromzählers ist in erster Linie dein Netzbetreiber verantwortlich. Ich würde dir aber trotzdem raten, einmal zu prüfen, was für einen Zähler du im Einsatz hast.
Für dein Balkonkraftwerk sind die meisten klassischen mechanischen „Ferraris-Zähler“ aktuell nicht zugelassen. Die meisten von ihnen zählen rückwärts, da sie keine mechanische Rücklaufsperre besitzen.
Eine wichtige Info hierzu:
Ab 2024 sollen solche mechanischen Stromzähler ohne Rücklaufsperre übergangsweise zugelassen werden, bis der Netzanbieter ihn austauscht. Das Ganze steckt aktuell aber noch im Gesetzesentwurf und muss erst noch verabschiedet werden.
Bei einem Stromzähler ohne Rücklaufsperre ergibt sich das Problem, dass wenn überschüssiger Strom von deiner Mini-Solaranlage ins Stromnetz eingespeist wird, dein Zähler rückwärts läuft und somit zu einer Verfälschung deiner Energieverbrauchsdaten führt.
Daher ist die Nutzung eines Balkonkraftwerks mit einem rückwärts laufenden Zähler nicht erlaubt.
Es gibt aber auch Ferraris Zähler mit Rücklaufsperre, welche wiederum erlaubt sind. Du erkennst sie an dem kleinen runden Symbol mit einer Kralle.
Doch welche Stromzähler sind noch erlaubt und passend für dein Balkonkraftwerk? Anstelle des Ferraris-Zählers kann deine Mini-PV-Anlage mit einer der folgenden Stromzähler-Varianten betrieben werden:
- Analoge Zähler mit Rücklaufsperre (wie gerade vorgestellt)
- Digitale Stromzähler
- Intelligente Stromzähler
Diese modernen Varianten der Zähler ermöglichen eine genaue Erfassung deines Stromverbrauchs und der eingespeisten Energie, ganz ohne die Probleme rückwärts laufender Zähler.
Deine Wohnung oder dein Haus ist aktuell mit einem Ferraris-Zähler ausgerüstet? Kein Problem!
Der Zähler kann ausgetauscht werden, bevor die Anlage in Betrieb genommen wird. Das übernimmt in der Regel dein Netzbetreiber.
Du benötigst einen Stromzähler mit Rücklaufsperre. Die alten mechanischen Ferraris Zähler haben manchmal eine Sperre, was du an dem oben gezeigten Symbol erkennst. Digitale und intelligente Stromzähler sind kein Problem. Ab 2024 soll eine längere Übergangszeit erlaubt sein, in der die Nutzung eines Zählers ohne Rücklaufsperre gestattet ist.
Welche Arten von Stromzählern gibt es?
Es gibt grundsätzlich zwei Hauptarten von Stromzählern: digitale Zähler und die bereits angesprochenen Ferraris-Zähler.
Digitale und smarte Zähler
Diese modernen Zähler nutzen digitale Technologie, um den Stromverbrauch zu messen. Sie bieten zudem oftmals erweiterte „smarte“ Funktionen wie die Erfassung von Echtzeitdaten und die Möglichkeit der Fernauslesung.
Digitale Zähler sind geeignet und für Balkonkraftwerke zugelassen, da sie die Einspeisung des überschüssigen Stroms nicht vom Verbrauch abziehen, genauere Messungen ermöglichen und bei Bedarf mit anderen intelligenten Geräten kommunizieren können.
Mit diesen Zählern kannst du zudem die Einspeisung deines Balkonkraftwerks messen, indem du ein visuelles Lesegerät anschließt.
Ferraris-Zähler
Diese Zähler sind mechanisch und verwenden rotierende Scheiben, um den Stromverbrauch zu erfassen. Sie sind daher weniger präzise als digitale Zähler. Sie können bei fehlender Rücklaufsperre rückwärtslaufen, wenn Strom durch ein Balkonkraftwerk eingespeist wird.
Was ist der Unterschied zwischen Ein- & Zweirichtungszählern?
Einrichtungszähler und Zweirichtungszähler sind zwei verschiedene Varianten von Stromzählern.
Einrichtungszähler messen den Stromfluss nur in eine Richtung – nämlich vom Stromnetz zu deinem Haushalt. Damit kannst du lediglich deinen eigenen Stromverbrauch messen. Der überschüssige Strom, der bei der Nutzung eines Balkonkraftwerks möglicherweise in den Stromkreislauf eingespeist wird, wird hier ignoriert.
Die Zweirichtungszähler hingegen erfassen beides: Mit diesem Zähler wird sowohl der aus dem Netz bezogene Strom als auch der eingespeiste Strom getrackt. Das heißt, auch der Strom, den dein Balkonkraftwerk ins Netz einspeist, wird hierbei erfasst.
Mein Stromzähler muss gewechselt werden: Wie gehe ich vor?
Du hast festgestellt, dass dein aktueller Stromzähler nicht für den Betrieb eines Balkonkraftwerks zugelassen ist, weil er keine Rücklaufsperre hat? In diesem Fall solltest du deinen Energieversorger kontaktieren. Du kannst bei ihm dein Balkonkraftwerk anmelden und nach den erforderlichen Schritten für den Zählerwechsel fragen.
In den meisten Fällen wird der Energieversorger einen Techniker oder ein passendes Unternehmen beauftragen, um den Zähler auszutauschen. Stelle sicher, dass du alle notwendigen Informationen über dein Balkonkraftwerk und die Anforderungen für den neuen Zähler parat hast. Meistens werden sie zwar nicht benötigt, im Fall der Fälle ist es aber besser, alles parat zu haben.
Nachfolgend habe ich dir noch einmal eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für den Wechsel deines Stromzählers zusammengestellt:
- Melde dein Balkonkraftwerk an: Sobald du dein Balkonkraftwerk anmeldest, wird sich ein Netzbetreiber bei dir melden, sollte ein Austausch des Stromzählers nötig sein.
- Terminvereinbarung: Dein Energieversorger wird einen Termin für den Zählerwechsel vereinbaren. Der Wechsel wird von einem Techniker durchgeführt.
- Zugänglichkeit sicherstellen: Kümmere dich darum, dass der Zugang zu deinem Stromzähler frei zugänglich ist.
- Begleite den Techniker: Ich empfehle dir, während des Zählerwechsels anwesend zu sein. Dadurch kannst du sicherstellen, dass der Austausch korrekt durchgeführt wird und gegebenenfalls eventuelle Fragen klären.
- Wechsel dokumentieren: Halte fest, wann der Zähler gewechselt wurde und notiere den neuen Zählerstand nach dem Wechsel.
- Bestätigung des Wechsels: Du erhältst eine Bestätigung des Zählerwechsels von deinem Energieversorger.
Wie viel kostet ein Zählerwechsel?
Die Kosten für einen Zählerwechsel können variieren. Hierbei kommt es auf die jeweilige Region, den Energieversorger und die Art des Zählers an. In einigen Fällen können die Kosten für den Zählerwechsel vom Energieversorger getragen werden.
Die Clearingstelle EEG empfiehlt, dass ein Zählerwechsel nicht oder nur bis zu einer Höchstgrenze von 20€ in Rechnung gestellt werden sollte.
Insbesondere bei einem Wechsel für die Installation erneuerbarer Energiequellen (z.B.: Balkonkraftwerk) zahlt der Energieversorger die Kosten oftmals. Auch wenn der Austausch beispielsweise wegen Wartung, Aktualisierung oder aufgrund von gesetzlichen Vorschriften erfolgt, könnte es sein, dass die Kosten für dich übernommen werden. Bitte wende dich vorab aber an deinen Energieversorger und frage dort nach.
Berücksichtige bei der Planung sowohl die Kosten für den neuen Zähler als auch eventuelle Installationsgebühren. Dies hilft dir, deine Budgetplanung für dein Balkonkraftwerk realistisch zu gestalten und unerwartete Kosten zu vermeiden.
Theoretisch sollte der Austausch des Stromzählers nichts kosten, wenn er notwendig zum Betrieb deines Balkonkraftwerks ist. In der Praxis berechnen die Stromanbieter allerdings häufig einen Betrag unter 100 €. Frage am besten im Vorhinein nach, um nicht von den Kosten überrascht zu werden.
Wie viele Balkonkraftwerke dürfen pro Stromzähler angeschlossen werden?
Es ist an sich recht einfach erklärt:
Du darfst pro Stromzähler maximal eine Gesamtleistung von 600 W einspeisen (ab 2024 voraussichtlich bei max. 800 W). Diese Gesamtleistung kannst du mit deinem Wechselrichter einstellen.
Wie viele Solarmodule du an diesen Wechselrichter anschließt, oder ob du zwei Wechselrichter à 300 W nutzt, ist dir überlassen. Die Anzahl der angeschlossenen Solarmodule ist aktuell offen, wird voraussichtlich aber mit den neuen Balkonkraftwerk-Gesetzen ab 2024 auf 2000 W beschränkt.
Werden rückwärts laufende Zähler ab 2024 temporär erlaubt?
Ab dem Jahr 2024 könnte eine Änderung der aktuellen Gesetze und Regelungen in Kraft treten, die den übergangsweisen Einsatz von rückwärts laufenden Zählern für Balkonkraftwerke erlauben. Diese Übergangszeit könnte dabei helfen, die Balkonkraftwerk-Installation schneller durchzuziehen.
Sollten diese Änderungen in Kraft treten, werden Balkonkraftwerke schneller installiert werden können, auch wenn die Netzbetreiber länger für den möglicherweise nötigen Austausch des Stromzählers brauchen.
Fazit – mache dir keine großen Gedanken über den Stromzähler
In erster Linie ist dein Netzanbieter für die Installation eines Stromzählers verantwortlich, der für den Einsatz eines Balkonkraftwerks geeignet ist. Hierbei geht es lediglich darum, dass der Zähler nicht rückwärts zählen darf, wenn überschüssiger Strom ins Netz eingespeist wird. Dafür gibt es Stromzähler mit Rücklaufsperre und digitale Stromzähler.
Prüfe einfach schnell selber, ob du einen mechanischen Stromzähler hast, oder einen digitalen. Hast du einen digitalen Zähler, sollte kein Austausch nötig sein. Bei einem mechanischen Zähler muss eine Rücklaufsperre integriert sein (die du an einem runden Symbol mit einer Kralle erkennst), sonst muss er getauscht werden.
Den Austausch nimmt dein Netzanbieter vor. Meistens bekommst du nach der Anmeldung deines Balkonkraftwerks eine Info des Netzbetreibers, ob ein Austausch notwendig ist.